Lesewanderung - Bericht

Am Freitag, den 2.Juli 2021, trafen sich sechs Teilnehmerinnen, angereist aus ganz Süddeutschland, am Freiburger Hauptbahnhof. Sah das Gepäck von uns allen auf den ersten Blick wie eine ganz normale Wanderausrüstung aus, unterschieden sich unsere Habseligkeiten in einem kleinen Detail von anderen Wanderrucksäcken: Wir alle hatten mindestens ein Buch dabei. Jeden Tag ein paar Stunden wandern und daneben noch genug Zeit zu haben, um endlich mal wieder in Ruhe ein Buch lesen zu können. Das war die Idee dieser Schwarzwald-Lesewanderung. Wer hätte jedoch ahnen können, dass keine von uns am Ende dieses Wochenendes nur eine Zeile gelesen hatte. Doch von Anfang an:

Vom Freiburger Hauptbahnhof fuhren wir mit der S-Bahn etwa 20 Minuten nach Batzenhäusle – ein Name, der viele Teilnehmerinnen amüsierte – von wo aus unsere Wanderung starten sollte. Nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten waren wir bald auf dem richtigen Weg in Richtung der Ruine Schwarzenburg und der beschauliche Weg hinauf führte vorbei an mehreren typischen Schwarzwaldhöfen. Innerhalb kurzer Zeit erreichten wir dann auch schon unseren ersten Schlafplatz. Obwohl die Schutzhütte sauber und geräumig war, entschieden wir uns dafür, noch ein kleines Stück weiter zur Ruine aufzusteigen und dort unser Nachtlager einzurichten. Eine Entscheidung, die wir besser nicht hätten treffen können, denn von der Ruine aus eröffnete sich uns ein wunderschöner Blick nach Westen in Richtung des Sonnenuntergangs über den Vogesen. Mit diesem Ausblick fiel es uns leicht, ein Feuer zu entzünden, Brennholz zu hacken und das Essen vorzubereiten. Alle arbeiteten gut zusammen und so konnten wir schon nach kurzer Zeit gemütlich um die Feuerstelle herumsitzen und unseren Gemüseeintopf mit geröstetem Brot genießen. An das Essen schloss sich eine ausführliche Vorstellungsrunde an – so wissen wir nun beispielsweise das Lieblingssternbild, die Schuhgröße oder die Lieblingseissorte (was sich noch als sehr relevant herausstellen sollte) von jeder Teilnehmerin. Einzig eine Gruppe Pfadfinder, die lärmend und mit viel Alkohol den Ausblick von der Ruine genossen, konnte die Idylle stören.

Abgesehen davon, dass Mäuse unsere Vorräte plünderten und eine der wertvollen Schokoladentafeln anknabberten, verlief die Nacht unter freiem Himmel ohne Zwischenfälle und wir konnten am nächsten Morgen mehr oder weniger erholt mit dem Frühstück in den Tag starten. Dabei gesellte sich auch noch eine weitere Teilnehmerin zu uns. Nach dem Frühstück brachen wir auf in Richtung Kandel. Es ging viel bergauf, auf kleinen und größeren Wegen, wobei insgesamt gesagt werden muss, dass dem vehementen Wunsch einer Teilnehmerin, auf keinen Fall auf größeren Wegen zu wandern, fast das ganze Wochenende über entsprochen wurde. Die größte Attraktion am Gipfel waren eindeutig die zahlreichen Gleitschirmflieger, bei deren Start wir eine Weile zusahen. Weniger positive Erfahrungen wurden hingegen mit dem Pommes-Verkäufer gemacht. Stattdessen gab es also ein Eis für alle, wobei es den Käuferinnen sehr gelegen kam, dass sie nun die Lieblingseissorte von allen kannten. Nach einer kurzen Rast zu Mittag machten wir uns an den Abstieg auf einem Pfad, der teilweise nicht als solcher zu erkennen war. Unten angekommen ging es quer über Kuhwiesen mit Elektrozaun und vorbei an verschiedenen Höfen auf die andere Seite des Tals, wo es dann leider zu regnen begann. Tapfer trotzten wir dem Wetter und arbeiteten uns auf kleinen steilen Pfaden nach oben. Als wir endlich die Hütte erreichten, stellte sich diese als klein, aber fein heraus und wieder wurden alle anfallenden Aufgaben – Holzhacken, Feuer machen, Kochen, Wasser holen – in guter Zusammenarbeit gemeistert. Pünktlich zum Essen hörte es dann auch wieder zu regnen auf, sodass wir gemütlich zusammensitzen und Stockbrot backen konnten. Nach einer kurzen Runde Wizard, wurden die Schlafplätze vorbereitet: Da die Hütte zu klein für alle war, schliefen ein paar draußen unter dem Tarp, der Rest verteilte sich auf den Bänken und dem Boden in der Hütte.

Am nächsten Morgen standen wir früh auf, doch den meisten war mittlerweile schon klar, dass wir unsere Bücher wohl umsonst mitgeschleppt haben, denn uns stand noch einiges an Fußmarsch bevor. Da bei unserer Hütte keine Wasserstelle war, liefen wir vor dem Frühstück noch einige Kilometer bis zum nächsten Brunnen. Dort angekommen, stellten wir fest, dass es sich gelohnt hatte, den Hunger noch etwas zurückzuhalten, denn so konnten wir unser Frühstück am Strecker Eck, einem sehr schönen Aussichtpunkt genießen. Von dort ging es dann immer Richtung Freiburg mit einem kurzen Abstecher auf den Aussichtsturm am Rosskopf. Erschöpft, aber zufrieden erreichten wir um die Mittagszeit die Freiburger Altstadt, wo wir noch gemeinsam Falafel aßen, bevor dann die ersten wieder in Richtung Heimat aufbrachen.

Auch, wenn das Lesen etwas zu kurz kam, haben wir miteinander ein tolles Wochenende verbracht und freuen uns schon auf die nächste Wanderung. Ein besonderer Dank geht an die beiden Organisatorinnen, die alles großartig geplant haben und dafür sorgten, dass wir eine unvergessliche Zeit erleben durften.

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